Zum kreativen Wir

Weil du »eins« verstehst, denkst du, verstehst du auch »zwei«. Aber du vergisst dabei, dass du auch »und« verstehen musst.

Spruch aus der Sufi-Tradition


Das und.Institut versteht sich als Teil einer weltweiten Suchbewegung hin zu einer neuen Qualität des Wir: dem selbstreflexiven, kreativen Wir.

Auf dem Feld der Prozess- und Organisationsbegleitung findet dies Ausdruck mit der Lebendigkeitswerkstatt (seit 2015).

Auf dem Kunstfeld gibt es vielfältige Aktivitäten unter Trägerschaft des und.Institut e. V. dazu (siehe Untermenüs).


Mehr zum »kreativen Wir«

Eine Losung von Joseph Beuys für das kreative Wir lautet: »Das Atelier ist zwischen den Menschen«. Auch seine Idee der »Sozialen Plastik«, der zufolge das Schöpferische kein Privileg von Künstler*innen als »ausgezeichnete Individuen« (Wolfgang Max Faust) sei, sondern jedem Menschen per Geburt eigne, erschließt das Soziale neu als Begegnungsraum kreativ Gestaltender.

Dass auf diesem Feld derzeit viel geschieht, belegen hoch im Kurs stehende Begriffe und Konzepte wie Ko-Kreativität, kollektive Weisheit, kollektive Intelligenz, dialogische Intelligenz, Schwarmintelligenz und Collective Leadership. Der Soziologe Peter Spiegel spricht von einem »Megatrend WeQ«: Nach IQ und emotionaler Intelligenz gewinne gegenwärtig die »Wir-Intelligenz« rasant an Bedeutung.

From hero to host
Aus Sicht der Allgemeinen Systemtheorie lässt sich sagen: Die lebendigen Systeme, in denen wir leben, die wir als Individuen, Gemeinschaften, Gesellschaften sind, haben heute eine Komplexität erlangt, der vereinzelte, isolierte Intelligenzen kaum mehr angemessen begegnen können. Daher braucht es nun eine Art Sprung des Bewusstseins – einen »holonischen Wandel« hin zum selbstreflexiven, kreativen Wir. Die US-amerikanische Vordenkerin und Organisationsentwicklerin Margaret Wheatley hat in diesem Zusammenhang die Formel »from hero to host« geprägt.  

Tiefere Quellen des Wissens erschließen
Während in der abendländischen Moderne tendenziell allein das Individuum als Träger von Bewusstheit und von Kreativität galt, braucht die Große Transformation hin zu sozial und ökologisch gerechten Wirtschafts- und Gesellschaftsformen »soziale Felder des Wandels« (Otto Scharmer). Geschaffen und gehalten werden solche Felder von innerlich präsenten, um Bewusstheit ringenden Individuen, aus deren In-Beziehung-Treten schöpferische Kraft erwächst. Die Bewusstseinsforschung beschreibt die von niemandem und nichts – keinem Chef, keinem fertigen Konzept, keiner Theorie, keinem Guru – okkupierte »offene Mitte« zwischen solchen Individuen als »transpersonale« und »transrationale« Potenzialräume. Hieraus entstehen Emergenz-Phänomene: Einsichten und Erkenntnisse, die sich aus tieferen Quellen des Wissens speisen und so mehr als die Summe der Teile sind.

Wo die Bedeutung des »kreativen Wir« nicht hinreichend erkannt wird, es nicht angemessen Raum findet, wächst das »kreative Wir«: sich von der Welt abschottende Gesinnungen, oft genährt von Angst angesichts erodierender Sicherheiten – Autokraten und Populisten nutzen das aus.

Jedem Menschen wohnt Schöpferisches inne (Beuys). Die Lebendigkeitswerkstatt vermittelt kraftvolle Ansätze, um im je eigenen Kontext ko-kreativ eine lebenswerte Welt mitzugestalten. Foto: Johannes Schopp

wERDschätzung – eine gemeinschaftliche Kunstaktion für die Erde verfolgt einen »Ansatz, der spontan an Joseph Beuys und sein Konzept der Sozialen Plastik erinnert«. (Leopold Ploner) Foto: wERDschätzung

Lässt sich das »kreative Wir« so denken und praktizieren, dass dabei auch die lebendige Mitwelt zum Akteur wird? Impression vom ersten Singing Planet Festival, 23. Februar 2019, Landsberg am Lech. Foto: Singing Planet Festival

Sich bundesweit und darüber hinaus entfaltend, schafft die erdfest-Initiative (seit 2018) einen Raum für das »kreative Wir« im Dienst des Lebendigen. Foto: Momo Heiß